Rote Sternrenette
Im Heroldinger Ried unweit des Spielplatzes, aber auch auf einer Ausgleichsfläche in Spielberg bei Mauren, stehen Apfelbäume der Sorte „Rote Sternrenette“. Ihren Namen hat die Sorte sicher aus diesem Grund: Wenn die Frucht sonnenbeschienen knallrot wird, fallen ihre hellen Punkte derart auf, dass man als Hobbyastronom keine Probleme hat, den Namen als ideal anzusehen.
Von dem Altbaum in Heroldingen mit seiner auffallend hohen Mittelachse fallen alljährlich die Sternrenetten wie Sternschnuppen sanft ins hohe Gras, sofern sie nicht direkt vom Baum geerntet werden.
Erstmals wird die Sorte wohl 1830 beschrieben. Man nimmt eine Herkunft aus der Umgebung von Maastricht an – wir bringen den Ortsnamen unmittelbar mit dem Euro in Verbindung. Manch alter Apfelbaum hat schon einige Währungen seit der Reichsmark überlebt. Schon vor 1869 war die Rote Sternrenette offenbar um Antwerpen, Limburg und Lüttich längst verbreitet. Der mittelgroße Tafel- und Wirtschaftsapfel hat hohen Ziereffekt, dekoriert winterlichen Schmuck gerade um die Weihnachtszeit, doch ist die Frucht bis dahin mehlig.
Durch die charakteristischen Lentizellen „atmet“ der Apfel, d.h. hier wird Gas zwischen der Umgebungsluft und dem Apfelgewebe ausgetauscht. Durch diese Schalenpunkte verbreitet sich auch das Ethylen, weshalb andere Früchte daneben – wie z.B. Bananen – schneller reifen. Will man späte Apfelsorten länger haltbar machen, sollten die früheren in einem separaten Raum gelagert werden.
Die Blüte der Sternrenette ist spät und lange, dabei kaum empfindlich. Wäre der Ertrag noch höher, könnte man von einem idealen Baum für die Tatsache sprechen, dass die Spätfröste zwar pünktlich eintreffen, die Blüte aber immer früher zum Vorschein kommt. Wie zu beobachten ist, macht dieser Sachverhalt den Obstliebhabern immer mehr zu schaffen, weshalb es gut ist, auf einen entsprechenden Sortenmix zu achten. Der forstharte Baum ist auch sonst wenig anfällig gegen Schorf, Mehltau und Obstbaumkrebs, liebt tiefgründige, feuchte Böden, kommt aber auch in ungünstigen Lagen aus. Der Baum aus Richtung Maastricht setzt somit Maßstäbe für die Stabilität des Euro.
Steckbrief:
Baum: starkwüchsig, breit, steil nach oben strebend, später ausladend, landschaftsprägend
Blüte: spät, lang anhaltend, wenig empfindlich
Schale: Grundfarbe gelbgrün bis gelb, Deckfarbe oft komplett rot bis scharlachrot, fühlbare Lentizellen
Frucht: mittelfest, zartrosa geadert, süßsauer, leicht aromatisch, mäßig saftig, Fallobst eher unempfindlich
Pflückreife: Ende September
Genussreife: Oktober
Haltbarkeit: Mitte Januar
Pflückreife: ab Ende August
Genussreife: September
Haltbarkeit: bis Oktober
Ralf Hermann Melber, 13. Dezember 2022