In vielen Regionen Bayerns wird (wieder) eine alte Tradition gepflegt. Es ist das Binden von Kräuterbüscheln für die Segnung an Mariä Himmelfahrt (auch „Mariä Würzweih“ genannt). Früher war dieser Tag der Beginn zum Sammeln der Würz- und Heilkräuter, wissen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.
Kräuter entfalten im Sommer ihre größte Wirkung. Durch die Sommersonne enthalten sie nun viele Aromastoffe und ätherische Öle. Es ist die Zeit, um die Kräuter zu sammeln und für den Winter zu trocknen.
Mariä Himmelfahrt
Eine Legende sagt, dass die Jünger Jesu beim Öffnen des Grabes von Maria Rosen- und Lilienblüten sowie Kräuter vorfanden, nicht jedoch deren Leichnam. Daraus entwickelte sich seit dem 10. Jahrhundert der Brauch, Kräuter an Mariä Himmelfahrt zu weihen. Bereits Griechen, Römer und die germanischen Völker nutzten die Heilkraft der Pflanzen. Die damit verbundenen Bräuche wurden dann vielfach vom Christentum übernommen. In überwiegend katholischen Gebieten in Bayern sowie im Saarland ist der 15. August ein Feiertag. Er erinnert an die Aufnahme Marias in den Himmel und wird in Messen und Prozessionen gefeiert, in Verbindung mit der Kräuterweihe.
Kräuterbuschen binden
Je nach Region besteht ein Kräuterbüschel oder Kräuterbuschen aus einer unterschiedlichen Anzahl an Kräutern. Jedoch hat diese stets eine mystische oder symbolträchtige und besondere Bedeutung. So werden häufig 7, 9, 12, 24, 77 oder eine andere „durch drei teilbare“ Zahl verwendet. In der Regel beinhaltet ein solcher Buschen traditionelle Heilkräuter. Diese können wiederum auch je nach Gegend variieren. Die Mitte ziert oft ein Trieb der Königskerze. Außer (heimischen) Kräutern befinden sich auch andere Pflanzen, die mit Maria in Verbindung stehen, z.B. Rose und Getreideähre. Oft stehen die kleineren Büschel noch ein paar Tage in der Vase mit Wasser, bevor sie kopfüber aufgehängt und an einem kühlen und dunklen Platz getrocknet werden. So bewahren sie noch lange den Duft und die Farben eines sonnigen Augusttages. Dann schmücken die geweihten Kräuterbuschen das Zimmer oder auch den Stall. Sie vertreiben böse Geister und schützen vor Krankheit.
In den Gärten finden sich eine Vielzahl verschiedenster Kräuter und Heilpflanzen. Dazu gehören beispielsweise Basilikum, Johanniskraut, Königskerze, Lavendel, Majoran, Petersilie, Pfefferminze, Ringelblumen, Rosmarin, Salbei, Thymian, Weinraute, Wermut oder Ysop. Neben den Blüten des Gewürz-Fenchel und der Wilden Möhre werden Blüten von Rainfarn, Hibiskus, Schafgarbe, Kamille, Baldrian, Frauenmantel und Dost für die Kräuterbüschel verwendet. Auch die Goldrute und die Blüten des Spitzwegerichs können Sie einbinden. Finden Sie noch mehr in Ihrem Garten?
Sommerzeit – Kräuterzeit
Im Sommer haben die Würz- und Heilkräuter besonders viele Inhaltsstoffe. Zwischen dem 15. August und 15. September werden deshalb besonders viele Kräuter für den Wintervorrat gesammelt und getrocknet. Sie würzen und heilen dann in der kalten Jahreszeit. Nutzen Sie warme und sonnige Tage. Hängen Sie kleine Büschel an einem luftigen Ort mit geringer Luftfeuchte und ohne direkte Sonneneinstrahlung, damit die Kräuter schnell trocken. Dies vermeidet den Befall mit Schimmelpilzen und das Ausbleichen der Farbe. Später kommen die Kräuter in ein verschlossenes Glas. So haben Sie auch im Winter sommerliche Würze.
(Bilder: Verschiedene Autoren © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)
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Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung