Sommerschnitt beim Obst verpasst – und jetzt?
Wer den Schnitt im Sommer verpasst hat, will dies im Herbst nachholen. Doch nicht alle Obstgehölze sollten behandelt werden, meinen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.
Durch die vielen Niederschläge und den geringen Fruchtbehang war der Triebzuwachs selbst bei vermeintlich wenig wachsenden Obstbäumen oft recht stark.
Warum ist es jetzt schlecht zu schneiden?
Über Sommer treiben Sträucher und vor allem Bäume je nach Standort, Unterlage, Düngung, Witterung und Intensität des Winterschnittes oft stark wieder aus. Günstig ist es, dies bereits im Juni und Juli zu korrigieren über den sogenannten Sommerschnitt bzw. Juniriss. Hat man dies verpasst, stellt sich die Frage: wann schneide ich dann?
Nicht nur bei Obst, sondern auch Ziergehölzen und Bäumen sollten vor allem stärkere Schnitteingriffe jetzt im Herbst nicht mehr durchgeführt werden. Entstehen größere Schnittflächen, heilen diese über die vegetationslose Zeit nicht zu, weil die Gehölze in Winterruhe sind. Ohne Saftfluss und Assimilation können Wunden austrocknen, bei Frost zurückfrieren und durch Bakterien, Viren und Pilze infiziert werden. Im Sommer dagegen besteht diese Gefahr kaum.
Baumobst
Der Sommerschnitt (Juni/Juli) bremst das vegetative (Trieb-)Wachstum. In dieser Zeit empfiehlt es sich, dichte Bäume und Sträucher auszulichten, steile Äste flach zu binden und die langen, aus dem Inneren der Krone wachsenden Wasserschosser direkt am Ansatz herauszunehmen, ohne einen kleinen Stummel zu belassen. Wenngleich das Triebwachstum 2024 durch reichliche Niederschläge und vielerorts frostbedingt geringen Fruchtansatz stärker erfolgte, sollten massive Eingriffe – außer an kranken Ästen und Zweigen auf Frühjahr verschoben werden.
Eine Ausnahme könnte Pfirsich sein. Dieser fruchtet am neu gebildeten Trieb. Hier werden schwach mit Blütenknospen angelegte einjährige Triebe herausgenommen – es verbleiben solche, an denen zwei runde Blüten und eine spitze Blattknospe im Büschel vereint angelegt wurden. Mit Herausnahme überzähliger Zweige werden auch bereits mit der Kräuselkrankheit infizierte Teile entfernt. Dennoch gilt es, behutsam vorzugehen – das endgültige Auslichten erfolgt dann nach der Pfirsichblüte.
Walnussbäume werden oft nach der Ernte geschnitten, um keine Nüsse zu verlieren. Im Spätherbst ist dies jedoch ungünstig, weil an den Schnittstellen Pflanzensaft ausfließt.
Beerenobst
Johannis- und Stachelbeerbüsche werden bevorzugt zur Ernte ausgelichtet. Allerdings ist dies auch ausgangs Winter problemlos möglich. Dies trifft auch auf die schwächer wachsenden Heidelbeeren und Aronia zu.
Bei Him- und Brombeeren sterben die abgetragenen Ruten ab. Somit werden diese, aber auch überzählige Neutriebe nach der Ernte direkt über dem Boden abgeschnitten. Bei Sommerhimbeeren verbleiben im Spätherbst dann zehn bis zwölf Ruten je laufendem Meter. Herbsthimbeeren können ein- oder zweimal tragen. Sollen sie „nur“ im Spätsommer fruchten, werden sie über Winter bodennah abgeschnitten und zu dichte Bestände ebenfalls vereinzelt, vor allem Ausläufer abgestochen. Bei der zweimaltragenden Variante werden gesunde Ruten, die im Herbst bereits gefruchtet hatten, je nach Wuchsstärke um ein Viertel bis Drittel eingekürzt.
Bei Brombeeren verbleiben nach dem Entfernen von alten Ranken direkt über dem Boden pro Stock vier bis fünf Neutriebe. Mit Entnahme abgetragener Ruten wird zugleich Himbeer- bzw. Brombeerrost, der sich auf den Unterseiten der Blätter zeigt, beseitigt, was den Infektionsdruck senkt.
Oft stellt sich die Frage, zu lange Him- und Brombeerneutriebe einzukürzen. Dies geschieht erst ab Ende September. Dann ist kein Austrieb von Seitentrieben, die den Bestand dicht machen, zu erwarten. Haben sich auch ohne frühzeitiges Einkürzen jedoch Seitentriebe an den Neutrieben gebildet, werden diese im Frühjahr auf ein bis zwei Augen abgeschnitten.