von admin | 11.11.2024 | Obstbaumgruppe
Der deutlich kleinere Nachbarbaum des Kugelapfelbaums bei Mauren an der Straße Richtung Ebermergen ist eine Oberdiecks Renette, wie sie um 1850 in Cannstatt (heute Stuttgart – Bad Cannstatt) gefunden worden ist. Wirkte in Bayern im vorigen Jahrhundert mit Korbinian Aigner ein berühmter, katholischer „Apfelpfarrer“, so gab es im Raum Hannover mit Johann Georg Conrad Oberdieck einen ähnlich veranlagten lutherischen Geistlichen (1794 – 1880). Offensichtlich faszinierte beide dieser Bereich der Schöpfung, sodass sie einiges ihrer Nachwelt hinterlassen haben. Gemeinsam mit dem Deutschen Pomologenverein verleiht die hessische Stadt Naumburg alle Jahre den Oberdieckpreis an solche, die Pflanzengenetik im Obstbau erhalten.
Wer haltbare Früchte sucht, die süßsäuerlich schmecken, wird mit der Oberdiecks Renette zufrieden sein. Zur Erntezeit Anfang Oktober soll man sie pflücken, doch muss man sich mit dem Genuss bis zum ersten Quartal des Folgejahrs gedulden. Mit der Zeit färben sich die Früchte goldgelb.
Der oben erwähnte Baum wird den alten Kugelapfelbaum im Wuchs wohl nicht mehr einholen. Anfangs gedeiht er mittelstark, später schwächer. Dafür kann man mit einem regelmäßigen, ordentlichen Ertrag rechnen. Die offene Lage bei Mauren tut ihm gut und offensichtlich ist dort der Boden durchlässig genug. Andernfalls muss mit Mehltau oder Krebs gerechnet werden. Die Anfälligkeit für den Schorfpilz ist ebenfalls ein Manko. Dafür ist der geringe Pflegeschnittaufwand nach erfolgter Erziehungsschnittphase in den Anfangsjahren ein Plus.
Die Pollenspendereigenschaften dürften noch näher zu erforschen sein.
Insgesamt muss man sich wundern, dass es bei dieser Vielfalt an Sorten für jeden Geschmack noch erforderlich ist, mit gelben Bändern um Bäumen zum Ernten von Früchten zu animieren. Der moderne Gaumen scheint immer mehr in eine bestimmte Geschmacksrichtung erzogen worden zu sein. Vielleicht kann man ihn ja etwas austricksen, indem allzu süßer Mahlzeit manch eher säuerliche Frucht vorausgeht. Mit der Oberdiecks Renette handelt es sich jedenfalls um einen Tafelapfel.
Steckbrief:
Baum: Wuchs zuerst mittelstark, dann schwach, Krone hochkugelig, bevorzugt windoffene Lagen und lockere Böden
Schale: gelbgrüne Grundfarbe, später goldgelb
Frucht: grünlich weißes Fleisch, nicht sehr saftig, mild süßsäuerlich mit gewissem Aroma
Blüte: mittelspät bis spät
Pflückreife: Anfang Oktober
Genussreife: Januar
Haltbarkeit: März
Ralf Hermann Melber, 10. November 2024
von admin | 11.11.2024 | Wochentipps
Der 5. Dezember, ein internationaler Aktionstag, stellt den Boden in den Fokus. Zudem wird der „Boden des Jahres“ für das kommende Jahr gekürt. Der Boden, auch unser Gartenboden, ist eine wertvolle Ressource, die es zu schützen gilt. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Tipps zur Bodenpflege.
Die Grundlage für blühende Gärten und Obst- und Gemüseernten ist der Boden, ein wertvolles Gut und Ausgangspunkt des Lebens auf der Erde.
Boden: wertvoll und vielfältig
Wer bei „Boden“ nur von Dreck oder Schmutz spricht, weiß nicht, wie wichtig er für uns alle ist. Boden besteht aus etwa 45 % mineralischen Anteilen und 50 % Wasser und Luft. Die restlichen 5 % sind abgestorbene und lebende Pflanzen(teile) sowie unterschiedlichste Bodenlebewesen. All das reagiert miteinander und macht den Boden wertvoll. Deutschlands Böden gehören generell zu den ertragsreichsten der Erde. Und trotzdem sind sie nicht einheitlich, sondern sehr verschieden. Deshalb wachsen auf den unterschiedlichen Bodenarten auch bestimmte Pflanzenarten besser, oder auch nicht. Schluff- und Lehmböden sind sehr fruchtbar, weshalb hier eher anspruchsvolle Pflanzenarten wie Gemüse- und Zuckerrüben auf den Äckern angebaut werden. Sandböden speichern kaum Wasser und sind relativ nährstoffarm, weshalb man hier beispielsweise mehr Kartoffelanbau findet.
Die Böden werden in drei Kategorien eingeteilt und richten sich nach der Größe der mineralischen Teilchen im Boden. Die kleinsten Teilchen (unter 0,002 mm) sind im Ton enthalten. Hier ist der Boden klebrig, gut zu formen und bildet glänzende Schmierflächen, wenn man ihn in der Hand verreibt. Schluff ist etwas gröber und samtig-mehlig, wenig bindig in der Hand und haftet in den Fingerrillen. Am gröbsten ist Sand und fühlt sich in der Hand rau und kratzend an. Zudem bleibt er nicht an den Händen haften. Sandböden haben ein größeres Korngefüge und können schlechter Wasser und Nährstoffe binden. Somit sind sie weniger fruchtbar, jedoch gut durchlüftet, erwärmen sich im Frühjahr schneller und erleichtern den Pflanzen das Durchwurzeln. Böden in Reinform gibt es selten. Meist sind es Mischungen mit unterschiedlichen Anteilen, woraus sich die Bodenart ableitet, z.B. sandiger Ton, schluffiger Sand. Lehm besteht zu gleichen Teilen aus Ton, Schluff sowie Sand. Er ist besonders fruchtbar und ideal für das Pflanzenwachstum. Günstig für den Garten ist ein Lehm-Sand-Boden.
Bodenpflege im Spät-Herbst und Winter
Einen perfekten Boden gibt es kaum. Deshalb ist es wichtig, ihn als Schatz zu sehen, zu hegen zu und pflegen. In unseren Gärten können wir einiges tun, um die wertvolle Ressource zu schützen und erhalten oder zu verbessern. Auch in der kalten Jahreszeit ist dies möglich.
Gerade weil der Boden so kostbar und wertvoll ist, darf man ihn „nicht mit Füßen treten“, sondern sorgsam mit ihm umgehen. Ein lebendiger und fruchtbarer Boden möchte keine ständige Bearbeitung durch Menschenhand. Auch schadet man ihm, wenn er bei nasser Witterung wiederholt betreten wird. Ein paar Dinge dienen zum Wohlbefinden des Gartenbodens.
Als letzte Gründüngung ist Roggen möglich. Solange es noch nicht friert, keimt das Getreide und durchwurzelt den Boden. Zudem werden Nährstoffe, besonders Stickstoff, aufgenommen und nicht durch Winterniederschläge ausgewaschen. Unreifer Kompost kann auf den Beeten ausgebracht werden. Dort bleibt er liegen und wird erst im Frühjahr untergearbeitet. Ebenso können Sie, besonders bei leichten Böden, Laub ausbringen. Kleinlebewesen wie Insekten erhalten eine Überwinterungsmöglichkeit. Bis zum Frühjahr hat sich die Mulchschicht durch Verrottung stark verkleinert und die Nährstoffe stehen den nachfolgenden Pflanzen zur Verfügung. Eine dickere Laubschicht unterdrückt aufkeimende Unkräuter, die seit einigen Jahren fast während des ganzen Winters wachsen.
Sehr schwere Böden können umgegraben werden, kurz bevor der Boden durchfriert, damit die Frostgare die Erde feinkrümeliger macht. Das kann erst um die Jahreswende oder später sein. Achten Sie beim Betreten und Bearbeiten darauf, dass der Boden nicht zu nass ist. Es bilden sich sonst neue Verdichtungen.
Tag des Bodens: Seminartag der Bayerischen Gartenakademie
Schon seit vielen Jahren veranstaltet die Bayerische Gartenakademie am 5. Dezember einen Seminartag, in dem einzelne Aspekte des Bodens genauer unter die Lupe genommen werden. Mit Vorträgen am Vormittag und Workshops nach der Mittagspause tauchen wir ein bisschen tiefer in die faszinierende Bodenwelt ein. Sie möchten dabei sein? Dann nutzen Sie die Gelegenheit und melden sich bis zum 27. November 2024 an.
Auf unserer Internetseite finden Sie weiter Informationen zum „Tag des Bodens 2024: Der Boden als Speicher“
Weitere informative Links zum Boden:
Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
von admin | 04.11.2024 | Wochentipps
Wie schön ist jetzt der Garten, wenn späte Rosenblüten und Hagebutten erst im Nebel verschwinden, in der Sonne leuchten und den herbstlichen Garten schmücken. Nicht nur der Juni ist ein Rosenmonat, der Herbst bringt weitere Rosenaspekte hervor, freuen sich die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.
Dank ihrer Vielgestaltigkeit lässt sich die Rose in großen und kleinen Gärten verwenden. Dort erfreut sie uns mit wunderschönen Blüten, teilweise mit Früchten, und oftmals auch mit einem unvergleichlichen Duft.
Schönheit durch Herbstblüte
Die Niederschläge in diesem Jahr, auch in den sonst eher trockenen Gebieten, haben den Rosen gut getan. Nach dem Rückschnitt, nach der ersten Blüte, haben sich rasch bei öfter blühenden Rosensorten wieder neue kräftige Triebe mit vielen Blütenknospen gebildet. So blühen viele Rosen nun nochmals neben späten Astern, filigranen Gräsern und Kleingehölzen mit buntem Herbstlaub. Und wie kräftig sind nun die Farben. Viele Kulturrosen-Sorten behalten normalerweise ihre grünen Laubblätter sehr lange, manchmal über den ganzen Winter hinweg. Wildrosen hingegen verlieren in der Regel das Laub im Herbst.
Jetzt zeigt sich, welche Rosensorten besonders robust sind und noch eine Vielzahl grüner Blätter besitzen. Pflanzen, die trotz Blüten blattlos stehen oder deren Blätter dunkle Flecken aufweisen, sind häufig mit dem Sternrußtau befallen. Gerade in niederschlagsreichen Jahren tritt die Pilzkrankheit häufig in Erscheinung. Entfernen Sie erkrankte Blätter von der Pflanze und auch vom Boden, jetzt oder spätestens vor Austrieb im Frühjahr. Werden die Rosen immer wieder (auch in trockenen Jahren) von dieser Pilzkrankheit befallen, empfiehlt sich eine Neupflanzung mit robusten Sorten wie den ADR-Rosen.
Nützliche Hagebuttenrosen
Wenn Laubgehölze im Herbst ihre Blätter verloren haben und sich der Garten allmählich auf den Winter vorbereitet, treten die Hagebutten (Rosenfrüchte) an den mehr oder weniger stacheligen Trieben hervor. Besonders schöne Hagebutten bilden einfach blühende und einmalblühende Rosensorten. Doch auch manche gefüllte Rose trägt Früchte. Hagebutten können sehr vielfältig sein. Üblicherweise sind sie rot. Aber es gibt auch Rosensorten, die schwarze oder orangefarbene Früchte ausbilden. Die Hagebuttengröße kann je nach Sorte und Art sehr unterschiedlich sein: manche sind klein mit einem Durchmesser von einem halben Zentimeter, andere Früchte werden bis zu drei Zentimeter groß. Sie hängen einzeln oder in Büscheln. Auch die Fruchtform unterscheidet sich: kugelig, länglich, birnen- oder flaschenähnlich. Nicht nur starkwachsende Wildrosen bilden schöne Hagebutten aus, auch Gartenrosen zeigen im Herbst ihre attraktiven Früchte. Schneiden Sie bei öfter blühenden Rosen den Flor gleich nach der ersten Blüte leicht zurück. Den zweiten Blütenflor belassen Sie und erhalten so später die Hagebutten.
Mit Hagebutten lässt sich herbstlich dekorieren. So schmücken sie das Haus oder auch Terrasse und Balkon. Doch erfreuen Sie sich auch an den Früchten im Garten, denn sie sind zudem wichtig in der nahrungsarmen Herbst- und Winterzeit, wo Vögel und andere Tiere die Rosensträucher als Futterquelle schätzen. Im dichten Geflecht stacheliger Triebe finden Vögel Unterschlupf.
Rosen-Pflanzzeit
Sie wünschen sich (noch mehr) Rosen im Garten? Der November ist eine gute Zeit für die Neupflanzung. Es gibt es nun ausreichend Wasser und der Boden ist nicht gefroren, so dass die Rosen sogar Wurzeln bilden können. Wählen Sie robuste Sorten aus, die auch im Herbst noch gesunde Laubblätter besitzen. Hilfestellung kann die ADR-Auszeichnung bieten. Hierfür werden Rosensorten über mehrere Jahre ohne Pflanzenschutz vor allem auf Gesundheit und Zierwert getestet. Darüber hinaus ist ein optimaler Standplatz die beste Voraussetzung für lange Freude an gesunden Rosen. Rosen möchten Sonne, wobei einige Sorten auch mit einem halbschattigen Standort gut zurecht kommen. Pflanzen Sie da, wo noch keine Rosen standen. Ansonsten ist ein großzügiger Bodenaustausch bzw. gute Bodenvorbereitung nötig (Kompost oder gut verrotteter Pferdemist mit dem Aushub vermischen), um Bodenmüdigkeit vorzubeugen.
Das Rosenangebot ist jetzt riesig. Vor Ort oder im Onlineshop verkaufen Baumschulen jetzt vor allem wurzelnackte Ware. Die Pflanzen kommen direkt vom Anzuchtfeld in den Betrieb und Versand. Wurzelnackt, also ohne Erde und mit eingekürzten Trieben, lassen sich die Pflanzen nicht nur besser transportieren und verschicken, sie sind oftmals kostengünstiger in der Anschaffung. Am besten pflanzen Sie sofort, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Entfernen Sie schwache oder abgebrochene Triebe. Wichtig ist auch das Anschneiden der dicken Wurzeln und das Einkürzen gequetschter oder beschädigter Wurzeln und Triebe. Stellen Sie anschließend die Pflanze in einen Eimer mit Wasser. Währenddessen bleibt Zeit sich um die Pflanzstelle zu kümmern: das Pflanzloch wird etwa 40 Zentimeter lief ausgehoben und zusätzlich gelockert. Die Wurzeln hängen dann frei nach unten und die Veredlungsstelle liegt knapp zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche. Dies schützt die Veredlung vor Frost und Austrocknen. Nach dem Einfüllen der Erde gießen Sie an, um Bodenschluss zu erreichen. Zusätzlichen Winterschutz für die Veredlungsstelle und den unteren Triebbereich bietet das Anhäufeln mit Erde oder Laub. Das spätere Abdecken mit Nadelgehölzzweigen (z.B. vom Weihnachtsbaum) schützt die Triebe vor Wintersonne.
Weiteres Wissenswertes zum Pflanzen von Rosen und zu speziellen Hagebuttenrosen finden Sie in unseren Informationsschriften.
Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung