Rückblick auf das Gartenjahr 2024
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und im Garten wird es ruhig. Doch wie war das Gartenjahr? Jedes Jahr verläuft anders und hat Auswirkungen auf Ertrag und Pflege, aber auch Krankheitserreger. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie blicken zurück.
Während in den letzten Jahren in manchen Gegenden (wie auch in Veitshöchheim) Hitze und Trockenheit prägend waren, wurden die Regentonnen in diesem Jahr kaum leer.
Witterungsverlauf
In Erinnerung blieb nicht nur der nasse und kalte Start ins Jahr 2024 bis in den April, sondern auch die wiederkehrenden Niederschläge, die Gießen überflüssig machten oder zumindest die Tonnen mit ausreichend Regen versorgten. Insgesamt gab es wenig Sonnentage bzw. Sonnenstunden, da der Himmel oft bedeckt war. Dazwischen lagen jedoch auch Phasen warmen Wetters, jedoch ohne viele Hitzetage. Auch der Herbst brachte viel Feuchtigkeit.
Im Obstgarten
Während es in südlichen Gebieten Bayerns kaum Ausfälle gab, sorgten die Spätfröste im nördlichen Bayern (Franken) zu hohen bis lagenweise sogar Totalausfällen bei Reben und in Blüte stehenden Obstgehölzen. Auch die bis zu den beiden Frostnächten im April schon entwickelten Minifrüchtchen von Zwetschgen, Pflaumen und Birnen nahmen Schaden. Entweder wurden sie abgestoßen oder sie zeigten verstärkte Berostungen auf der Schale. Allerdings gilt es festzuhalten, dass die Frostschäden an geschützten Standorten geringer ausfielen – das Kleinklima macht den Unterschied!
Der geringe Fruchtansatz und die relativ hohen Niederschläge förderten das Triebwachstum der Obstgehölze, was zu einer schlechteren Durchlüftung der Baumkronen bzw. Sträucher führte. Gezielte und nicht zu viele Schnittmaßnahmen wurden nötig. Ansonsten traten vermehrt Pilzkrankheiten auf: Schrotschuss am Steinobst, Schorf am Kernobst sowie Blattfallkrankheiten des Apfels und Steinobstes, aber auch Echter Mehltau bei empfindlichen Apfelsorten. Apfel- und Kirschfrüchte faulten schon direkt am Baum. Auch die Tafeltrauben (selbst robuste Sorten) zeigten den Befall mit Echtem und Falschem Mehltau. Ein rechtzeitiges und häufiges Ausgeizen bzw. Entblättern war nötig. Erdbeeren und Himbeeren waren schnell von Grauschimmel (Botrytis) befallen.
Eigentlich erwarteten wir durch die Feuchte und nicht allzu warmen Temperaturen ein massives Auftreten der Kirschessigfliege mit madigen Früchten. Zum Glück kamen immer wieder Zeiträume mit Temperaturen über 28 bis 30 °C, welche die Population zusammenbrechen ließen. Wer im Abstand von ein bis zwei Tagen seine Him-, Brom- und Heidelbeeren erntete und Bestandshygiene betrieb, blieb von größerem Schaden verschont. Erst spät bzw. bei überreifen und nicht abgeernteten Beständen war die Kirschessigfliege anzutreffen. Bei uns in den Schaugärten war Vogelfraß an Aroniabeeren noch nie aufgetreten. Doch heuer haben Vögel selbst schon unreife Früchte komplett verzehrt. Übrigens wurde der Befall mit Apfelwicklern als besonders stark empfunden, da diese die wenigen Früchte schädigten.
Im Gemüsegarten
Bedingt durch kalte Temperaturen konnten wir den Schaugarten erst relativ spät bestücken. Damit Schnecken nicht für große Schäden sorgten, mussten die Schädlinge täglich abgesammelt werden. Regenwetter sorgte in diesem Jahr für einen starken Befall mit der Kraut- und Braunfäule an Tomaten. Hier hatte man Glück, wenn vorsorglich ein Tomatendach gebaut wurde. Auch konnte man sehr große Sortenunterschiede erkennen. Die als „phytophthora-resistent“ geltenden Sorten zeigten ihre Widerstandsfähigkeit und blieben lange gesund. Besonders wichtig war das rechtzeitige Ausgeizen. Von Vorteil war ein weiter Pflanzabstand. Auffallend war der späte Fruchtansatz bei Tomate, Paprika und Co. Wir führen dies auf die kühlen Temperaturen und die geringen Sonnentage zurück, dass die Fruchtgemüse erst spät Blüten und Früchte angesetzt haben. Gurken zeigten schon bald Symptome des Falschen Mehltaus. Bohnen lieben gleichmäßige Bodenfeuchte und nicht allzu heiße Temperaturen. Deshalb war die Bohnenernte vielerorts besonders gut und lange. Gelbe Rüben, Pastinaken, Süßkartoffeln, Sellerie und Rote Bete wuchsen prächtig und produzierten große Wurzeln bzw. Knollen. Durch den milden und feuchten Herbst legten auch die Herbstsalate noch an Masse zu.
Während in trockenen Jahren das Mulchen der Beete unabdingbar war, hieß es 2024 weniger dick mulchen und den Boden immer wieder leicht hacken, damit er schneller abtrocknet und belüftet wird. Dauernasser Boden schädigt die Wurzeln und führt zu Absterbeerscheinungen.
Im Ziergarten
Schadpilze wie Sternrußtau an Rosen oder verschiedene Rostkrankheiten traten durch die Feuchtigkeit verstärkt auf. Die warmen Tage förderten den Echten Mehltau, ebenfalls an Rosen oder auch an Astern und verschiedenen Ziergehölzen. Der Buchsbaum litt nicht nur unter der Blattfallkrankheit, auffallend war der schon sehr frühe Befall durch den Buchsbaumzünsler (März/April). So konnten sich drei Generationen im Laufe des Jahres entwickeln, die oft die Büsche kahlgefressen haben.
Während viele Stauden von den regelmäßigen Niederschlägen profitierten, litten mediterrane Pflanzen und wuchsen nur spärlich oder gingen ganz ein, da die Wurzeln zu nass standen.
Allgemeines
Leider förderte die feuchte Witterung die Schnecken, sodass sie überall Schaden durch ihre Fraßtätigkeit anrichten. Auch Gespinstmotten traten wieder verstärkt auf. Pilzkrankheiten, die auf Feuchtigkeit angewiesen waren, konnten sich stark entwickeln. Wanzen wie die Grüne Reiswanze und die Marmorierte Baumwanze erschienen erst später im Jahr, schädigten dann aber Tomatenfrüchte und andere Fruchtgemüse sowie Bohnen. Die viele Feuchtigkeit erzeugte große und weiche Pflanzenzellen. Verschiedene Pilzkrankheiten und auch Lagerkrankheiten sowie eine geringere Lagerfähigkeit waren die Folge.