Pojnik

14. Jan 2023

Etwa eine Handvoll Pojnik-Altapfelbäume dürfte es im Donau-Ries noch geben. Einer davon steht noch an der Tiefenmühle in Heroldingen. Verjüngungsschnitte an dem alten Baum werden nur noch begrenzte Wirkung haben, sodass eine Vermehrung der Sorte zu deren Erhalt geboten ist. Der „falsche Landsberger“, wie man ihn unter Fachleuten wegen der Verwechslersorte „Landsberger Renette“ auch nennt, stammt aus Rumänien. Dort sprach man einst von der „Krone der siebenbürgischen Äpfel“. In Siebenbürgen ist der Pojnik Anfang des 19. Jahrhunderts als Kernwildling in einer Waldgegend entdeckt worden.
Die Frucht ist süßlich und abknackend, später markig. Je nach Lage kann der Verzehr ab November, spätestens Januar beginnen. Eine Haltbarkeit bis Mai ist möglich. Man spricht hinsichtlich der grünlich-gelben Frucht von einem ausgezeichneten Tafel- und Wirtschaftsapfel.
Wie kam der Baum nach Heroldingen? Denkbar ist, dass einer der Heroldinger Heimatvertriebenen aus dem Gebiet der früheren Tschechoslowakei nach dem Krieg dafür sorgte. Von ihnen ließen sich einige in Heroldingen nieder, darunter mit Hausbauten im Bereich der früheren Tiefenmühle. Nebenan in Hoppingen gab es zudem nachweislich Siebenbürger Sachsen. Auch von dort könnte ein Impuls zur Existenz des Baums an dieser Stelle geführt haben.
Hier an der Wörnitz stellt sich der Apfelbaum mit einer hochgewachsenen, ursprünglich auch breit ausladenden Krone dar. Während der jährlichen Versteigerungen fand er meist keine besondere Beachtung. Dies mag daran liegen, dass er nicht im hauptsächlichen Streuobstgebiet Heroldingens Richtung Brennhof steht.
In den letzten Jahren ist ein Maschendrahtzaun um den Stamm gelegt worden, um immer stärker sich ausbreitende Biber daran zu hindern, den historisch wertvollen Baum bald zu fällen.
Vom Wuchscharakter her dürfte sich der Pojnik auch heute noch als ein Element für prägende Streuobstlandschaften eignen. Dass die Sorte auch hier gut gerät, spricht für sie und bestätigt ihre weitgehende Anspruchslosigkeit. Die Haltbarkeit der Früchte dürfte ein günstiges Kriterium für Interessierte sein.

Steckbrief:
Baum: hochwachsend, keine besonderen Standortansprüche; am besten keine zu trockenen oder schweren Böden
Schale: gelb bis gelblich-grün
Frucht: fein, saftig, süßlich mit renettenartiger Würze
Pflückreife: ca. Oktober
Genussreife: ca. Dezember
Haltbarkeit: Mai

Ralf Hermann Melber, 4. Januar 2024