Herbst mit Rosen

Herbst mit Rosen

Rosenblüten im Herbst

Wie schön ist jetzt der Garten, wenn späte Rosenblüten und Hagebutten erst im Nebel verschwinden, in der Sonne leuchten und den herbstlichen Garten schmücken. Nicht nur der Juni ist ein Rosenmonat, der Herbst bringt weitere Rosenaspekte hervor, freuen sich die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie.

Dank ihrer Vielgestaltigkeit lässt sich die Rose in großen und kleinen Gärten verwenden. Dort erfreut sie uns mit wunderschönen Blüten, teilweise mit Früchten, und oftmals auch mit einem unvergleichlichen Duft.

Schönheit durch Herbstblüte

Die Niederschläge in diesem Jahr, auch in den sonst eher trockenen Gebieten, haben den Rosen gut getan. Nach dem Rückschnitt, nach der ersten Blüte, haben sich rasch bei öfter blühenden Rosensorten wieder neue kräftige Triebe mit vielen Blütenknospen gebildet. So blühen viele Rosen nun nochmals neben späten Astern, filigranen Gräsern und Kleingehölzen mit buntem Herbstlaub. Und wie kräftig sind nun die Farben. Viele Kulturrosen-Sorten behalten normalerweise ihre grünen Laubblätter sehr lange, manchmal über den ganzen Winter hinweg. Wildrosen hingegen verlieren in der Regel das Laub im Herbst.

Jetzt zeigt sich, welche Rosensorten besonders robust sind und noch eine Vielzahl grüner Blätter besitzen. Pflanzen, die trotz Blüten blattlos stehen oder deren Blätter dunkle Flecken aufweisen, sind häufig mit dem Sternrußtau befallen. Gerade in niederschlagsreichen Jahren tritt die Pilzkrankheit häufig in Erscheinung. Entfernen Sie erkrankte Blätter von der Pflanze und auch vom Boden, jetzt oder spätestens vor Austrieb im Frühjahr. Werden die Rosen immer wieder (auch in trockenen Jahren) von dieser Pilzkrankheit befallen, empfiehlt sich eine Neupflanzung mit robusten Sorten wie den ADR-Rosen.

Nützliche Hagebuttenrosen

Wenn Laubgehölze im Herbst ihre Blätter verloren haben und sich der Garten allmählich auf den Winter vorbereitet, treten die Hagebutten (Rosenfrüchte) an den mehr oder weniger stacheligen Trieben hervor. Besonders schöne Hagebutten bilden einfach blühende und einmalblühende Rosensorten. Doch auch manche gefüllte Rose trägt Früchte. Hagebutten können sehr vielfältig sein. Üblicherweise sind sie rot. Aber es gibt auch Rosensorten, die schwarze oder orangefarbene Früchte ausbilden. Die Hagebuttengröße kann je nach Sorte und Art sehr unterschiedlich sein: manche sind klein mit einem Durchmesser von einem halben Zentimeter, andere Früchte werden bis zu drei Zentimeter groß. Sie hängen einzeln oder in Büscheln. Auch die Fruchtform unterscheidet sich: kugelig, länglich, birnen- oder flaschenähnlich. Nicht nur starkwachsende Wildrosen bilden schöne Hagebutten aus, auch Gartenrosen zeigen im Herbst ihre attraktiven Früchte. Schneiden Sie bei öfter blühenden Rosen den Flor gleich nach der ersten Blüte leicht zurück. Den zweiten Blütenflor belassen Sie und erhalten so später die Hagebutten.

Mit Hagebutten lässt sich herbstlich dekorieren. So schmücken sie das Haus oder auch Terrasse und Balkon. Doch erfreuen Sie sich auch an den Früchten im Garten, denn sie sind zudem wichtig in der nahrungsarmen Herbst- und Winterzeit, wo Vögel und andere Tiere die Rosensträucher als Futterquelle schätzen. Im dichten Geflecht stacheliger Triebe finden Vögel Unterschlupf.

Rosen-Pflanzzeit

Sie wünschen sich (noch mehr) Rosen im Garten? Der November ist eine gute Zeit für die Neupflanzung. Es gibt es nun ausreichend Wasser und der Boden ist nicht gefroren, so dass die Rosen sogar Wurzeln bilden können. Wählen Sie robuste Sorten aus, die auch im Herbst noch gesunde Laubblätter besitzen. Hilfestellung kann die ADR-Auszeichnung bieten. Hierfür werden Rosensorten über mehrere Jahre ohne Pflanzenschutz vor allem auf Gesundheit und Zierwert getestet. Darüber hinaus ist ein optimaler Standplatz die beste Voraussetzung für lange Freude an gesunden Rosen. Rosen möchten Sonne, wobei einige Sorten auch mit einem halbschattigen Standort gut zurecht kommen. Pflanzen Sie da, wo noch keine Rosen standen. Ansonsten ist ein großzügiger Bodenaustausch bzw. gute Bodenvorbereitung nötig (Kompost oder gut verrotteter Pferdemist mit dem Aushub vermischen), um Bodenmüdigkeit vorzubeugen.

Das Rosenangebot ist jetzt riesig. Vor Ort oder im Onlineshop verkaufen Baumschulen jetzt vor allem wurzelnackte Ware. Die Pflanzen kommen direkt vom Anzuchtfeld in den Betrieb und Versand. Wurzelnackt, also ohne Erde und mit eingekürzten Trieben, lassen sich die Pflanzen nicht nur besser transportieren und verschicken, sie sind oftmals kostengünstiger in der Anschaffung. Am besten pflanzen Sie sofort, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Entfernen Sie schwache oder abgebrochene Triebe. Wichtig ist auch das Anschneiden der dicken Wurzeln und das Einkürzen gequetschter oder beschädigter Wurzeln und Triebe. Stellen Sie anschließend die Pflanze in einen Eimer mit Wasser. Währenddessen bleibt Zeit sich um die Pflanzstelle zu kümmern: das Pflanzloch wird etwa 40 Zentimeter lief ausgehoben und zusätzlich gelockert. Die Wurzeln hängen dann frei nach unten und die Veredlungsstelle liegt knapp zehn Zentimeter unter der Erdoberfläche. Dies schützt die Veredlung vor Frost und Austrocknen. Nach dem Einfüllen der Erde gießen Sie an, um Bodenschluss zu erreichen. Zusätzlichen Winterschutz für die Veredlungsstelle und den unteren Triebbereich bietet das Anhäufeln mit Erde oder Laub. Das spätere Abdecken mit Nadelgehölzzweigen (z.B. vom Weihnachtsbaum) schützt die Triebe vor Wintersonne.

Weiteres Wissenswertes zum Pflanzen von Rosen und zu speziellen Hagebuttenrosen finden Sie in unseren Informationsschriften.

Rotblühende Rose im herbstlichen Garten.

 

Pinkfarbene Rosenblüte mit Raureif bedeckt.

 

Dunkelrote Hagebutten

 

Rote Hagebutten mit rotem Herbstlaub

 

Hagebutten im Herbst

 

Viele orangerote Hagebutten

 

Viele kleine Hagebutten

 

Angefressene Hagebutten

 

Grünes Rosenblatt mit dunklen Flecken

 

Rosenwurzel mit einer Schere anschneiden

 
Rose neu gepflanzt
Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
Schöner herbstlicher Wandertag

Schöner herbstlicher Wandertag

Bei wunderbarem Wetter und großem Interesse konnte unsere diesjährige Herbstwanderung am Grasparkplatz starten. Über den Leitenberg, Wöllwart und Kiefhaber spazierte die wanderfreudige Gruppe bis zum Wirtshaus „Zum Kratzhof“. Zusammen mit den „Autofahrern“ konnten alle in geselliger Runde den Tag ausklingen lassen.

Naturnaher Garten im Herbst

Naturnaher Garten im Herbst

Herbst im Garten

Die Beete umgegraben, das Laub feinsäuberlich aus dem Garten verbannt? Ein naturnaher Garten sieht anders aus. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Tipps. Freuen Sie sich über den Herbst und verfallen Sie nicht in Aktionismus.

Buntes Laub fällt von den Bäumen, blühende Astern und einige Rosen sowie Früchte lassen den Garten vor der Winterruhe noch einmal richtig aufleben. Ein naturnaher Garten ist auch jetzt noch an Vielfalt kaum zu übertreffen.

Gartenkosmetik

Sicherlich, der Garten hat im Herbst von seiner Sommerpracht eingebüßt, doch ist kein Grund alles zu entfernen. Vielmehr reicht es, wenn Sie ein bisschen korrigierend eingreifen. Es ist ratsam Verblühtes und Samenstände zu entfernen und zu entsorgen, wenn kein Aussamen erwünscht ist. Kanadische Goldrute, Kugeldistel, Einjähriges Berufkraut und andere würden sich sonst unkontrolliert im Garten vermehren. Kranke Pflanzenteile entfernen Sie ebenfalls, um Übertragungen vorbeugend zu vermeiden. Vorsichtshalber erfolgt die Entsorgung auch hier über die Biotonne.

Einzelne Pflanzenteile stechen unschön aus dem herbstlichen Gesamtbild heraus? Sie können zurückgeschnitten werden. Ebenso auch Triebe und Blätter von Stauden und Gehölzen, die in den Weg hineinragen. Hier geht die Wegesicherheit vor. Abgeschnittenes kann auf einen Haufen gesammelt werden oder gehäckselt bzw. zerkleinert auf den Kompost gelangen.

Laub

Gehölze verlieren ihr Laub, um sich auf den Winter vorzubereiten. Oft färbt es sich noch gelb, rot oder orange, bevor es sich löst und zu Boden fällt. Es ist viel zu wertvoll, als dass es in die Tonne wandert. Wenn herbstliche Blätter von Bäumen und Sträuchern fallen, können sie meist auch dort verbleiben. Laub lässt sich in dünnen Lagen zwischen Stauden oder auf abgeräumten Gemüsebeeten und unter Hecken verteilen. Nun bedeckt und schützt es den Boden vor starkem Frost und Austrocknen im Frühjahr. Als dickere Schicht ist sogar die Unterdrückung aufkeimender Unkräuter möglich. Ist noch Falllaub übrig, kann es auch kompostiert werden. So bleibt auch schwer zersetzbares Laub von Walnuss und Eiche im Gartenkreislauf. Für die schnellere Verrottung zerkleinert man die Blätter und gibt sie schichtenweise oder vermischt mit anderem grünem Material (z. B. Rasenschnitt) auf die Kompostmiete.

An manchen Stellen im Garten ist Falllaub nicht gewünscht. Feuchte Laubblätter bilden auf Gehwegen gefährliche Rutschpartien. Entfernen Sie deshalb die Blätter rechtzeitig, bevor sie auf den Wegen festkleben und vergammeln. Auch vom Rasen nehmen Sie zumindest größere Blattmassen weg, damit die Rasengräser genug Luft bekommen. Hier besteht sonst die Gefahr, dass Rasengräser verfaulen oder sich verschiedene Pilzkrankheiten über den Winter ausbreiten. Im Teich sind Blätter ebenfalls unerwünscht. Das eingefallene Laub zersetzt sich und gibt Nährstoffe frei, was im nächsten Jahr an sonnigen Standorten das Algenwachstum fördert. Laub kann Überträger von Schadorganismen sein. In feuchten Jahren sind manche Pilzkrankheiten besonders stark ausgeprägt. Entfernen Sie deshalb sicherheitshalber solche Blätter und entsorgen Sie diese über den Biomüll oder den Grüngutabfall.

Nahrung

Neben dem Winterschutz für Pflanzen dienen abgefallene Laubblätter als Nahrung für Bodenlebewesen und Mikroorganismen. Regenwürmer, Asseln, Insektenlarven, Hundert- und Tausendfüßer, Springschwänze, Milben und viele mehr sowie verschiedene Algen, Pilze und Bakterien zerkleinern und zersetzen die Laubmasse und geben langsam die darin gebundenen Nährstoffe frei. Diese können dann von den Pflanzen in der nächsten Gartensaison genutzt werden.

Samen und fruchttragende Stauden und Gehölze zieren nicht nur den herbstlichen Garten, sie bieten wertvolle Nahrung für Tiere in der kalten Jahreszeit. Bis zum Frühjahr sind oft Hagebutten, die Früchte des Efeus oder Samen von Sonnenblume, Schmuckkörbchen und anderen Einjahresblumen sowie Stauden vertilgt. Beobachten Sie die verschiedenen Vögel, die das unterschiedliche Nahrungsangebot gerne annehmen.

Gemüsegarten im Herbst

 

Rotes Herbstlaub

 

Laub zwischen Stauden und Gräsern

 

Gelb und grüne Herbstblätter

 
Haufen aus Sträucherrückschnitt bilden
Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
Kübelpflanzen kommen ins Winterquartier

Kübelpflanzen kommen ins Winterquartier

Oleander in Blüte

Jetzt ist es wirklich Herbst: kürzere Tage, kältere Nächte und hohe Luftfeuchte durch Nebel und Regenschauer. Buntes Laub bedeckt den Boden. Nun ist die Zeit für viele unserer blühenden Kübelpflanzen gekommen, in das Winterquartier zu ziehen. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Tipps.

Auf Balkonen und Terrassen weicht der Sommer nun endgültig. Sie werden aufgeräumt und „winterfest“ gemacht. Frostempfindliche mehrjährige Pflanzen in Gefäßen bekommen ihren Platz für die kalte Jahreszeit „indoor“.

Kübelpflanzen überwintern?

Die Heimat der meisten unserer Kübelpflanzen haben ihre Heimat in den Tropen und im Mittelmeerraum und sind somit mehr oder weniger kälteempfindlich. Frost gibt es an den Naturstandorten, wenn überhaupt, nur selten. Pflanzen aus tropischen Gebieten müssen deshalb schon vor den ersten, auch leichten Frösten eingeräumt werden, um Schäden zu vermeiden. Hierzu zählen Zierbanane, Papyrus, Bougainvillea, Duft-Pelargonien, Engelstrompete, Wandelröschen, Fuchsien und viele mehr. Robuster sind Schönmalve, Bleiwurz, Citrus-Arten und Oleander, die Temperaturen knapp unter der Null-Grad-Grenze überstehen. Fallen die Temperaturen jedoch dauerhaft unter minus fünf Grad Celsius, benötigen auch Feigen, Oliven, Lorbeer und Rosmarin ein Winterquartier.

Die Frosthärte bzw. Kälteverträglichkeit von Pflanzen hängt nicht nur von der Temperatur ab. Pflanzen im Jugendstadium sind kälteempfindlicher als ältere Pflanzen. Über den Sommer stark gedüngte und üppig mit Wasser versorgte Pflanzen haben große und weiche Zellen gebildet. Diese tragen schneller Kälteschäden davon als Pflanzen, die eher „mager“ gehalten wurden und deren Gewebe dadurch robuster sind.

Vorbereitung zur Überwinterung

Grundsätzlich ist es günstig, wenn der Topfballen der Kübelpflanzen vor dem Einräumen etwas abgetrocknet ist. Entfernen Sie deshalb die Untersetzer, damit das Wasser schnell abfließen kann. Dort wo es öfter regnet, stellen Sie die Pflanzen besser unter ein Dach. Dann haben die Pflanzen beim Einräumen ein geringeres Transportgewicht. Zudem ist der Wasserverbrauch der Pflanzen im Herbst stark eingeschränkt. Manche werfen auch schon ihr Laub und benötigen noch weniger Wasser.

Den Sommer über sind die Kübelpflanzen sehr üppig gewachsen. Da stellt sich dann die Frage, wohin damit im Winter? Da kommt die Schere zu Hilfe. Kürzt man die langen Triebe ein, schrumpft der Platzbedarf beträchtlich und kann sie enger stellen. Außerdem verringert sich der Schädlingsbefall, da Blattläuse und Co. meist an den weichen Triebspitzen und Blüten sitzen und diese weggeschnitten werden.

Nicht zu früh ins Winterquartier

Viele Kübelpflanzen führen ein trauriges Dasein an ihrem Überwinterungsplatz. Besser geht es ihnen, wenn sie möglichst lange im Freien an einem geschützten Platz stehen, z.B. nahe am Haus oder unter einer hellen Überdachung. Um Platz zu sparen kann man die Gefäße zusammenrücken und dann besser mit einem Vlies oder Betttuch schützen, wenn einzelne kalte Nächte drohen. Gerade Ende Oktober und im November sind es oft nur wenige Tage, die leicht frostig sind. Die luftdurchlässige Abdeckung kann dann auch am Tag belassen werden. Grundsätzlich räumt man die Kübelpflanzen möglichst spät im Herbst ein und so bald wie möglich im Frühjahr wieder ins Freie, um die Zeitspanne mit schlechten Überwinterungsbedingungen kurz zu halten. Kältereize fördern oft auch die Blütenbildung.

Der Überwinterungsplatz

Leider fehlen für die Überwinterung der Kübelpflanzen meist die richtigen Plätze. Das optimale Winterquartier sollte möglichst hell und kühl sein. Für viele unserer Kübelpflanzen liegen die Überwinterungstemperaturen idealerweise bei fünf bis zwölf Grad Celsius. Es eignen sich helle Kellerräume und kühle Wohnräume. Für kälteunempfindlichere Pflanzen können Sie auch Garagen und Kellerschächte nutzen sowie Kleingewächshäuser mit Frostwächter. Grundsätzlich gilt: je dunkler der Raum, umso kühler sollte er sein. Umgekehrt heißt es, dass ein sehr heller Platz auch etwas wärmer sein darf.

Kontrollieren Sie die Pflanzen vor dem Einräumen nach Schädlingen. Sie würden sich im Winter schnell vermehren, da die Bedingungen für die Pflanzen ungünstig, für die Schädlinge aber vorteilhaft sind. Das Entfernen von Verblühtem und Abgestorbenem beugt Grauschimmel vor. Zum Platz sparen schneiden Sie lange Triebe und die Kronen zurück. Gießen Sie erst bevor der Wurzelballen austrocknet bzw. wenn sich die Erde vom Topfrand löst.

Blaue Blüten des Enzianstrauches

 

Citrusbäumchen stehen im Gewächshaus.

 

Oleander als Kübelpflanze in einem Garten

 

Wandelröschen zurück geschnitten

 
Großer Topf mit Schmucklilie steht auf einer Sackkarre.
Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung
Jakob Lebel

Jakob Lebel

In früheren Zeiten ist der Apfel mit dem Namen Jakob Lebel weit bekannter gewesen als heute. Besonders Bäckereien schätzten ihn. Am Großen Reisberg in Heroldingen steht noch ein solcher Apfelbaum, dessen Frucht 1922 unter den Äpfeln zu den drei Reichsobstsorten gezählt wurde.
„Zufallssämlinge“ nennt man Apfelbäume, die – aus einem Kern entstanden – ohne Veredelung „zufällig“ eine durchaus brauchbare Frucht hervorbringen. So verhält es sich auch mit jenem Bäumchen, das im nordfranzösischen Armiens ein gewisser Jaques Lebel 1825 gefunden und anschließend aufgezogen hat. Eine Baumschule Leroy brachte den Jakob (französisch: „Jaques“) Lebel, benannt also nach jenem Finder, ab 1849 in den Handel. Zur Orientierung: In diesem Jahr wurde die Riesbahnstrecke zwischen Donauwörth und Nördlingen für den Betrieb freigegeben. Harburg wurde im selben Jahr zur Stadt erhoben.
Der Referenzbaum in Heroldingen hat eigentlich einen geraden Stamm, was darauf hindeutet, dass möglicherweise eine Stammzwischenveredelung vorgenommen worden war. Schließlich neigen die Jungbäume dieser Sorte häufig zur Bildung eines Schrägwuchses, was an vielen Orten gut zu beobachten ist. Man tut wohl gut daran, bei Bäumen dieser Art mehr als einen Pfahl zu setzen und die Stützen dementsprechend nicht zu früh abzubauen, will man dieses Merkmal beim älteren Baum nicht charakteristisch „verewigen“. Veredelung auf einen Stammbildner (Jakob Fischer hierfür gut geeignet) ist hier – wie beim Heroldinger Baum wohl wie erwähnt geschehen – ratsam.
Ob als Tafel-, Wirtschafts- oder Saftapfel: besonders zum Backen ist der Jakob Lebel sehr begehrt und bleibt weiter zu empfehlen. Bäckereien oder Konditoreien sollten unbedingt darauf zurückgreifen, aber auch Hausfrauen und -männer können ihrem Apfelstrudel usw. damit eine besondere Geschmacksnote verleihen. Nicht umsonst heißt die Frucht bei den Schweizern „Chüechliapfel“.
Der Jakob Lebel trägt gut, aber „alternierend“, d.h. in der Regel alle zwei Jahre, wie Bauminhaber dieser Sorte jahrzehntelang beobachten. Wenn die guten Verwertungseigenschaften des Jakob Lebel wieder mehr ins Bewusstsein kommen, könnte der eine oder andere Jungbaum mehr gepflanzt werden. Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, dass die Sorte recht gut mit rauen Lagen zurechtkommt.

Steckbrief:
Baum: stark wachsend, breit ausladend, im Alter fast waagrechte Leitäste, für raue Lagen geeignet
Blüte: lang anhaltend, schlechter Pollenspender (triploid)
Schale: gelbgrün, später hellorange, Sonnenseite rot gestreift bzw. „geflammt“
Frucht: mittelgroß bis groß, Schale mit der Zeit auffallend fettig, sehr saftig, später mürbe und leicht säuerlich
Pflückreife: ab Ende September
Genussreife: Oktober
Haltbarkeit: bis längstens Januar

Ralf Hermann Melber, 13. Oktober 2024