Lust auf eigene Nachzuchten? Neben der generativen Vermehrung durch Samen gibt es die vegetative durch grüne Pflanzenteile, die Stecklinge. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie geben Tipps für das Anziehen neuer Pflanzen.
Jetzt im Sommer ist die Zeit günstig, um bestimmte Pflanzen durch Stecklinge zu vermehren, denn die jungen Triebe sind fest, aber noch nicht verholzt. Besonders lohnt es sich bei alten, unbekannten und außergewöhnlichen Sorten oder dann, wenn man viele Pflanzen braucht oder verschenken will.
Neue Pflanzen durch Stecklingsvermehrung
Mit dieser Methode können Sie eine Vielzahl von Beet- und Balkonblumen vermehren. Die Triebe von Fuchsien, Pelargonien, Wandelröschen und anderer Kübelpflanzen sind bis Mitte des Sommers ausgereift und nicht mehr weich. Ebenso können Sie mit vielen anderen verholzenden Gartenpflanzen verfahren. Beliebt bei uns und auch bei den Insekten sind duftende Kräuter wie Lavendel, Rosmarin, Zitronenverbene und Minzen. Die jungen Nachzuchten eignen sich in einem schönen Topf auch als Geschenk für Gartenfreunde.
Auch aus Platzgründen ist die Stecklingsvermehrung sinnvoll. Gerade unsere klassischen Balkon- und Kübelpflanzen erreichen über den Sommer eine stattliche Größe. Diese sind aber frostempfindlich und benötigen einen Platz zum Überwintern. Doch der ist oft nicht vorhanden. Machen Sie jedoch Stecklinge von Ihren Lieblingspflanzen, sind die Zögling bis zum Herbst bewurzelt und lassen sich ohne großen Platzbedarf gut durch die kalte Jahreszeit bringen.
So gehen Sie bei Stecklingen vor
Schneiden Sie nur Stecklinge von gesunden und kräftigen Mutterpflanzen. Dazu wählen Sie möglichst blüten- und knospenfreie Triebe mit drei bis vier Blattpaaren aus, die Sie mit einem sehr scharfen Messer unterhalb eines Blattpaares schneiden. Kleine Blättchen an der Blattachse kommen weg. Nun, Balkonblumen und andere stehen jetzt in voller Blütenpracht. Deshalb werden Sie kaum Triebe ohne Knospen und Blüten entdecken. Entfernen Sie vorsichtig die Blütenansätze, so dass der Stiel nicht verletzt wird. Blüten und Knospen verbrauchen für den Steckling zu viel Energie und können durch Faulen zum Krankheitsherd werden.
Als Vermehrungssubstrat eignet sich Aussaaterde, evtl. noch mit Sand gemischt, das in saubere Töpfe und Gefäße gefüllt wird. Stecken Sie den Steckling in die Mitte des Topfes und drücken Sie ihn an, so dass er Erdanschluss hat und nicht umfallen kann. Damit er nicht austrocknet, erfolgt gleich anschließend das Angießen und leichtes Abdecken mit Folie. So ein zarter Steckling sollte zwar hell stehen, aber grelle Sonne schadet ihm. Eine Schattierung mit einem Zwiebelnetz, einem dünnen Stoff oder einem dünnen Vlies ist deshalb sinnvoll. Auch ein heller Fensterplatz an der Nordseite eignet sich recht gut, dann ohne Schattierung. Eine tägliche Kontrolle ist nun nötig, um Pilzerkrankungen durch zu hohe Luftfeuchte und Schwitzwasser zu vermeiden. Da kann man gleich kurz lüften und entstandene Schadstellen entfernen. Nach etwa zwei Wochen haben sich die ersten Wurzeln entwickelt.
Auch das Einstellen der Stecklinge in ein Glas mit Wasser funktioniert bei vielen Pflanzen gut. Außerdem können Sie dann gleich das Wurzelwachstum beobachten. Nach der Wurzelbildung kommen die Jungpflanzen dann in ein Gefäß mit Erde.
Während kälteempfindliche Pflanzen im Haus überwintern, können Gehölze wie Liguster, Lavendel und Buchs bis wenige Grad unter Null im Freien verbleiben. Ein Schutz mit Vlies ist aber sinnvoll.
Steckhölzer nicht mit Stecklingen verwechseln
Während Stecklinge im Sommer von krautigen Pflanzen gewonnen werden, eignen sich die diesjährigen Neutriebe von Zier- und Beerenobststräuchern für Steckhölzer. Diese Art der Vermehrung erfolgt meist erst im Herbst.
(Bilder: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)
Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich an das Gartentelefon (0931/9801-3333) oder schreiben Sie eine E-Mail an bay.gartenakademie@lwg.bayern.de
Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung