Den „Gieß eine Blume-Tag“ am 30. Mai nehmen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie zum Anlass, über sinnvolles Gießen und Wassereinsparungen im Garten zu informieren. Nachdem es über Winter relativ feucht war, hat es schon einige Zeit wieder nicht geregnet und die oberen Bodenschichten werden trocken. Wasser ist jedoch sehr wichtig, um blühenden und fruchtenden Erfolg zu haben.
Richtiges Gießen und Wassersparen gehören zusammen. Auch durch die Pflanzenwahl lässt sich Wasser einsparen. Die Tipps der Bayerischen Gartenakademie sind Wegweiser.
Nicht zur Mittagsstunde gießen?
Immer wieder hört man, dass sich Verbrennungsflecken bilden würden, wenn Blätter zur Mittagszeit gegossen werden. Das kommt aber selten vor. Ein Brennglas müsste zudem etwas größer als ein normaler Tropfen sein – und daher passiert bei den meisten Pflanzenblättern nichts. Ausnahmen sind manchmal Gurken und andere extrem wärmebedürftige Pflanzen. Sie vertragen den Temperaturschock nicht, wenn die auf 40 Grad aufgeheizten Blätter durch acht Grad kaltes Brunnen- oder Leitungswasser abgeschreckt werden. Dabei kann es zu Störungen im Stoffwechsel kommen. Der größten Nachteile des mittäglichen Gießens sind aber unnötige Wasserverluste. Die Hitze der Blätter und des Bodens lassen einen Teil des Wassers schnell verdunsten. Am besten ist daher das Gießen am Morgen, wenn die Blätter oft ohnehin taunass sind und der Boden noch kühl.
Mit richtigem Gießen Wasser sparen
Leider setzen gerade die beliebtesten Fruchtgemüsearten nur dann laufend Früchte an, wenn sie immer genügend Wasser an der Wurzel haben. Auf Wassermangel reagieren sie mit kleineren Früchten oder die nächsten Blüten vertrocknen und der Fruchtansatz fällt ab. Um Wurzeln in ca. 10 bis 20 cm Tiefe mit Wasser zu versorgen, muss etwa 10 bis 20 Liter je m² ausbringen. Weil eine solche Menge (bis zu zwei Kannen Wasser je m²!) seitlich abfließen kann und Zeit zum Einsickern braucht, verteilt man sie auf mindestens zwei Gaben. Man gießt zunächst eine Teilmenge und das restliche Wasser etwas später nochmals auf die schon vorher gegossenen Flächen! Und das soll wassersparend sein? Ja, weil das außer bei extremer Hitze eine ganze Woche lang hält. Durchschnittliche Gemüsebestände brauchen etwa drei Liter Wasser täglich. Wer aber täglich etwa ein bis zwei Liter ausbringt, befeuchtet damit nur die oberen ein bis zwei Zentimeter Erdschicht, aus der mindestens die Hälfte des Wassers wieder direkt verdunstet – das ist Verschwendung. Mit dieser falschen Gießpraxis sind dann am Ende der Woche ebenfalls 20 Liter ausgebracht, aber die Pflanze hat wenig davon.
Es ist ratsam am Samstag oder Sonntag früh aufzustehen und dann mit der Gießbrause oder Kanne so viel Wasser wie möglich verteilen. Nach einem gemütlichen Frühstück die nächste Runde gießen, als hätte es die erste Runde nicht gegeben. Dabei sollte man immer dann mit der Brause weitergehen, sobald es oberflächlich schwemmt und lieber ein paar Minuten später wieder zu der Stelle zurückkommen. Merken Sie sich wie viele Kannen auf wieviel Fläche kamen. Bei der Gießbrause kann man auslitern: Die Brause voll aufdrehen, dann die Zeit stoppen, bis eine 10-Liter-Kanne voll ist. 10 Liter Wasser pro Quadratmeter brauchen etwa eine Stunde, um einzusickern.
Außer Bäumen und Großsträuchern verdunsten viele Gartenpflanzen und Rasenflächen wöchentlich etwa 20 bis 25 Liter Wasser pro m². Diese Menge muss wieder zugeführt werden. Effektives Gießen am frühen Morgen, einmal wöchentlich mit größeren Mengen von 25 bis 30 Litern je m² – am besten in zwei nacheinander folgenden Gaben – durchfeuchten den Boden ca. 25 Zentimetern tief. So können Bodenorganismen auch Nährstoffe umsetzen und den Pflanzen zur Verfügung stellen. Regnet es nur fünf bis sieben mm (= fünf bis sieben Liter je m²), sorgt eine umgehende weitere Bewässerung von 15 bis 20 Litern je m² für einen nachhaltigen Effekt. Wassersparend ist auch das Ausbringen direkt auf den Boden um die Pflanzen, anstelle über den Bestand zu gießen.
Wasser sammeln
Zisternen können ganzjährig, effektiv und große Mengen Regenwasser speichern. Regentonnen werden wegen der Frostgefahr im Spätherbst entleert. Dabei wird das kostbare Nass an Hecken, Bäumen ausgegossen zur besseren, vor allem tieferen Durchfeuchtung ihrer Bodenhorizonte. Gefüllte Kanister und Gefäße überdauern frostfrei im Keller. Sie nutzt man zum Gießen von Zimmer- und überwinterten Kübelpflanzen.
Verdunstung reduzieren und Wasseraufnahme verbessern
Eine Bedeckung des Bodens mit organischen Materialien, z.B. angewelkter Rasenschnitt, Gemüseblätter, gehäckselte Grünabfälle, Stroh – jeweils in dünnen Schichten zwischen den Pflanzen – hält die Feuchte im Boden länger. Zudem unterdrückt oder verhindert eine Mulchschicht das Wachstum von Beikräutern als zusätzliche Wasserkonkurrenz. Denselben Effekt hat das Mulchen bewuchsfreier Baumscheiben um Bäume und Sträucher.
Zudem verkrustet die Oberfläche nicht, sodass (vor allem starke) Regenfälle in den offenporig gehaltenen Boden besser und ohne Erosion versickern können. Ein flachgründiges Hacken des Bodens unterbricht an der Oberfläche die Abgabe von Feuchtigkeit durch Kapillare (feine Bodenröhrchen). Die somit reduzierte Verdunstung erspart etwa zwei Gießvorgänge.
Eine Zufuhr von organischer Substanz (Gründüngung, Kompost, Mist, Laub…) erhöht den Humusgehalt des Bodens. Dieser sorgt für eine gute Bodenstruktur, erhöht die Aufnahme des Regen- bzw. Gießwassers und dessen Speicherfähigkeit.
Mit Pflanzen Wasser sparen
Hitze- und trockenheitsverträgliche Pflanzen besitzen einen geringen Wasserbedarf. Sie tragen somit erheblich zum Wassersparen bei. Beispiele sind rhizom- und knollenbildende Pflanzen, desweiteren Arten mit silbrig-grauem oder kleinblättrigem bzw. gefiedertem Laub, befilzter Blattoberfläche, dicker Epidermis. Mediterrane Kräuter, Alpine und Steingartenpflanzen sowie viele Gräser kommen mit wenig Wasser aus. Blumenwiesen und kräuterreiche, extensive, weniger gemähte Flächen benötigen im Gegensatz zu intensiven Rasenflächen keine Zusatzbewässerung im Sommer. Nicht zu begehende Flächen lassen sich mit geeigneten Bodendeckern bepflanzen.
Im Gemüsebeet erreichen im April gesäte Kulturen mit Pfahlwurzeln (Pastinaken, Wurzelpetersilie, Rote Bete, Schwarzwurzel…) bis Juni tiefere Bodenschichten, wo sie sich mit Wasser selbst versorgen können. Herbst- und Wintergemüse sowie Herbst-Salate starten erst im August oder September. Dann ist der größte Trockenstress des Hochsommers vorüber; es regnet wieder mehr. So muss weniger gegossen werden.
Eine Herbstpflanzung von Hecken, Rosen, Obst- und Ziergehölzen hat den Vorteil, dass sie die Winterfeuchte nutzen, erste neue Wurzeln bilden und in einem trockenen Frühjahr erst später zusätzliche Bewässerung benötigen.
(Bilder: Verschiedene Autoren © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)
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Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung