Weltweit und in zahlreichen Sorten wird die Birne angebaut. Als zweitwichtigste Kernobstart steht sie jedoch im Schatten des Apfels. Zu Unrecht, finden die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie. Der Tag der Birne am 28. April 2024 will ihre Bedeutung als gesundes, heimisch erzeugtes oder selbst im Garten angebautes Obst herausstellen.
Im Schatten des Apfels
Als wärmeliebende Obstart gedeihen Birnen nicht überall oder bringen nicht die sortentypischen Geschmackseigenschaften hervor. Früher standen sie daher in warmen Regionen und an geschützten Standorten wie Schloss- und Klostergärten bzw. Wandspalieren. Die Klimaerwärmung mit längeren Vegetationszeiten erweitern die Anbaumöglichkeiten. Die „deliziöse“ Frucht kann nun auch in Bergländern in guten Qualitäten ausreifen.
Von Nachteil ist die im Vergleich zu Apfel geringere Lagerfähigkeit unter „Hausbedingungen“. Selbst Lagerbirnen hielten oft nur bis Januar. Daher wurden von den bis Mai haltbaren Spätäpfel traditionell mehr Bäume, sowohl im Streuobst wie im Hausgarten, gepflanzt.
Obwohl der Handel und vor allem direkt absetzende Obstbetriebe geschmackvolle Sorten inzwischen ganzjährig anbieten, stehen Birnen – anders als in Nachbarländern – in der Gunst der deutschen Verbraucher auf niedrigem Niveau. Werden Äpfel pro Kopf mit 18 kg verzehrt, liegt diese Zahl für Birnen bei lediglich 4 kg.
Vielfalt an Sorten
In Europa geht man von etwa 2000 Birnensorten aus. Für den Frischverzehr bietet der Markt eine Vielzahl zart schmelzender, süß-aromatischer und sehr saftiger Tafelfrüchte an. Diese werden in Erwerbsanlagen produziert, vor allem Sorten wie ‘Conference‘, ‘Vereinsdechant‘, ‘Alexander Lucas‘, ‘Williams Christ‘, ergänzt um Neuheiten wie ‘Novemberbirne‘ (Markenname Xenia) oder ‘Uta‘. Tafelware kann auch aus extensiven Beständen z.B. Streuobstanbau stammen. Hier finden sich „Schätze“ wie ‘Gräfin von Paris‘, ‘Gellerts Butterbirne‘, ‘Gute Luise‘, ‘Clapps Liebling‘ und ‘Köstliche von Charneux‘.
Daneben stehen vor allem in Streuobstwiesen spezielle Sorten für die Saft-, Wein-, Cider- ,Most- und Edelbrandherstellung. Dafür eignen sich unter anderem ‘Gelbmöstler‘, ‘Wahlsche Schnapsbirne‘, ‘Fässlesbirne‘, ‘Palmischbirne‘, ‘Oberösterreichische Weinbirne‘, ‘Champagnerbratbirne‘, ‘Mollebusch‘, ‘Stuttgarter Geishirtle‘, ‘Sußbirne‘ und viele weitere traditionelle Sorten. Wenngleich ihre äußeren Fruchtqualitäten heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen, sorgen charaktervolle Inhaltsstoffe für hervorragende Erzeugnisse. Dörr- oder Hutzelbirnen sind als Trockenfrüchte eine Delikatesse – sei es zum Naschen oder der Verarbeitung zu Früchtebrot.
Birnen im Freizeitgartenbau
In Hausgarten und Streuobst werden Birnen nach wie vor in geringem Maße gepflanzt. Gründe sind Schaderreger. Zum einen der Befall durch Feuerbrand, der verstärkt in größeren Anpflanzungen in den Hauptanbaugebieten auftritt. Zum anderen der Birnengitterrost, der zahlreiche orangefarbene, später braune Flecken an den Blättern hervorruft und im Freizeitgartenbau kaum bekämpft werden kann. Dieser Schadpilz kann alle Sorten befallen und ist je nach Standort, vor allem aber je nach Witterung unterschiedlich stark ausgeprägt.
Für kleine Gärten eignen sich Birnenspaliere an Mauern, Zäunen und Wänden. Des Weiteren Säulenbirnensorten wie ‘Decora‘, ‘Obelisk‘, ‘Condora‘, die ohne Anschnitt ähnlich den Säulenäpfeln einen schmalen Wuchs ausbilden.
Birne mehr wertschätzen
Zweifelsohne ist dieses Kernobst gesund, obwohl es etwas mehr Zucker als der Apfel besitzt. In Rahmen der „Five-a-day-Regel“ sollte sie viel mehr sowohl als Tafelfrucht als auch in verarbeiteter Form in die Ernährung einbezogen werden. Besonders Kinder lassen sich durch dieses süße, saftige Obst begeistern. Probieren Sie auch verschiedene Sorten, die vor allem in direkt absetzenden Obstbaubetrieben in Ihrer Region angeboten werden und entdecken Sie dabei die Vielfalt im Geschmack. So werden Sie gewiss Ihren Liebling finden.
Im Übrigen trägt der Verzehr von Birnenprodukten aus dem Streuobstanbau zum Erhalt dieser wertvollen Bestände bei. Die besonderen Erzeugnisse sind Ausdruck der Sortenvielfalt und sorgen für Abwechslung.
Hubert Siegler, Bayerische Gartenakademie
(Bilder: Verschiedene Autoren © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim)
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Bilder und Text: © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim, mit freundlicher Genehmigung